Die Geschichte des Gasserhofes

© 2024 GasserhofUnser Vater hatte großes Interesse an der Geschichte unseres Hauses. Wir widmen ihm die folgenden Seiten mit historischen Auszügen dazu. Alle Daten sind den Recherchen von Frau Stocker-Bassi entnommen. Das "Gasser" gehört sicher zu einem der vielen älteren Höfe in Ega, obwohl es erst im Jahre 1420 urkundlich erwähnt wurde. Das Wohnhaus, genauer gesagt der Keller, der alte Hauptboden und ein heutiger Teil des Bodens mit dem Gasthaus, existierten schon lange vorher. Nicht umsonst werden Legenden über das alte Haus erzählt.
Das heutige Haus wurde an drei verschiedenen Stellen gebaut. Hauptsächlich war es ein Turmbau, ähnlich dem Schloss Thurn (Nova Ponente). Der Keller und der Hauptteil haben schöne Rundbogenportale. Der Keller und die Kuchl sind gewölbt; im Keller ist ein mächtiger achteckiger Holzpfeiler zu sehen.


© 2024 Gasserhof Die Freskenmalereien an der Westseite des früheren Hauptgeschosses, heute neben der Reception, sollen um 1400 entstanden sein; sie zeigen Maria und S. Christophorus. Der Überlieferung nach sei der Gasserhof einst ein Jagdhaus der Ritter von Karneid gewesen. Auf Schloss Karneid saßen seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert die Herren von Liechtenstein. Es spricht nichts dagegen, dass die Liechtensteiner in ihrem Verwaltungsbezirk einen befestigten Ansitz oder Mairhof (Verwalterhof-Abgabenkassierer) hatten.


© 2024 GasserhofBei der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1420 ist der Hof schon im Besitz des Heilig-Geist-Spitals in Bozen. Das Zinsverzeichnis oder Urbar des Spitals aus eben jenem Jahr nennt auch den vorhergehenden Besitzer des Hofes. Das Spital habe den Hof für 104 Mark vom edlen Herrn Hannsen Niederhauser erkauft; der adelige Ansitz Niederhaus stand ehedem an der Ecke Raingasse-Weintraubengasse. Das Spital bezog Jahr für Jahr eine gewisse Summe an Geld, 24 Star Roggen, 4 Star Weizen, 3 Star Hafer als Grundzins aus dem "Rollenhof", wie er damals genannt wurde. Vom Hof "an der Gaß" ist erst um 1550 die Rede. Der Überlieferung nach sei der Gasserhof einst ein Jagdhaus der Ritter von Karneid gewesen. Auf Schloss Karneid saßen seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert die Herren von Liechtenstein. Es spricht nichts dagegen, daß die Liechtensteiner in ihrem Verwaltungsbezirk einen befestigten Ansitz oder Mairhof (Verwalterhof-Abgabenkassierer) hatten. Bei der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1420 ist der Hof schon im Besitz des Heilig-Geist-Spitals in Bozen. Das Zinsverzeichnis oder Urbar des Spitals aus eben jenem Jahr nennt auch den vorhergehenden Besitzer des Hofes:



© 2024 Gasserhof

Unter Christian Pircher und seiner Frau Baltburga entstand das Gasthaus beim Gasser. Zu diesem Zweck wurde das alte Wohnhaus um ein Stockwerk erhöht. Christian Pircher schloss am 03. Mai 1689 mit seinem Schwiegersohn Thoman Thaler Latmarer - er hatte die älteste Tochter Maria geheiratet und wird schon in diesem Jahr als "Wirt allda beim Gasser" bezeichnet - einen Vertrag, laut welchem dem Latmarer erlaubt wurde zur Ausübung der Gastwirtschaft unterm Dach "obenauf nach dem Gefallen Stuben, Kuchl, Kämmer, wie es Ihm belust und beliebt zu bauen und zu machen, nit weniger auch auf diesem Grund einen kalten Keller auszuwerfen und zu richten". Er erhielt weiters Acker und Wiese, Weiderecht für eine Kuh, Streb und Holzrechte im Gasserwald, dann Wasserrecht, Einlegerecht im Gasserstadel für Heu und Getreide, und im Stall Platzrecht für eine Kuh und nach Bedarf für die Pferde der Gäste. Dies alles auf Lebensdauer für sich und seine Kinder, hernach sollte der Gasserhof diesen veräußerten Anteil zurücklösen können.
Die Teilung blieb aufrecht bis zum Jahr 1722.

Was zur Ausübung des Wirtsgewerbes nötig und vorhanden war, ist einem Inventar aus dem Jahr 1704 zu entnehmen:
In der Gaststube gab es:
4 lange Tische,
6 Bänke,
3 ganze und
4 "etwas zerbrochene" Lehnstühle dazu.
1 Schüsselstell mit 2 Dutzend hölzernen Tellern und   
ebenso vielen aus Majolika und Steingut.

An Trinkgeschirr:
12 Maßkrüge (1 Maß ca. 0.9 liter)
12 Trinkkrüge (1 Trinkl ca. 0.45 liter)
1 Fraggenkriegl Branntwein

Die Krüge waren teils aus Steingut, teils aus Majolika, einer aus Zinn, und gut die Hälfte davon "etwas zerbrochen" oder einfach "schlecht", aber deswegen noch lange nicht unbrauchbar.
Für anspruchsvolle Gäste hatte der Wirt
1 einziges Tischtuch parat und
8 "guete Tischmanipeler" Servietten

Essbesteck war nicht von nöten, das trugen die Gäste zu der Zeit noch bei sich: Wer etwas auf sich hielt, besaß einen "Gürtel mit Bestecket" für unterwegs. Des Gassers Wirtsrecht erstreckte sich aus "Wein, Brot, Käse, Branntwein und gekochten Speisen und anderweitig Gastung und Haltung". Mit Übernachtungen rechnete man wohl nicht, es gab nur ein einziges Gästebett im Hause.

Inhaber
    1550 Peter an der Gaß
    1550 - 1604 Ulrich Taler an der Gassen und Christina
    1604 - 1621 Christian Taler an der Gassen und Christina Pfeifferin
    1621- 1633 Christian Taler, S.d.V. und Barbara Weißensteinerin
    1645 Christian Taler, S.d.V. und Paul Pircher
    1658 - 1678 Paul Pircher, S.d.V. und Baltburga Gerberin

Nur Gasthaus:
    1689 - 1705 Thoman Thaler und Maria Pircherin
    1705 - 1717 Maria Thalerin T.d.V. und I Thoman Obkircher
    II Urban Pircher
    1717 - 1722 Kurat Bartlme Wassermann

Gasthaus und Hof:
    1695 - 1737 Michael Pircher, S.d.V. und I Agnes Pichlerin, II Maria Pichlerin
    1737 - 1747 Hans Pircher, S.d.V. und Margareta Taschlin
    1747 - 1752 Margareta Taschlin allein
    1752 - 1774 Georg Eisath und I Maria Pamhacklin,II Agatha Forerin
    1774 - 1793 Thoman Pfeiffer und Anna Pircherin
    1793 - 1830 Veith Obkircher und I Anna Gallmetzerin, II Maria Pfeifferin
    1830 - 1866 Peter Obkircher, S.d.V. und I Gertraud Pattis, II Gertraud Mayr
    1866 - 1898 Anton Obkircher, S.d.V. und I Theres Pichler, II Anna Resch
    1898 - 1909 Georg Obkircher, S.d.V. und I Franziska Kaufmann, II Katharina Pfeifhofer
    1909 - 1916 Katharina Pfeifhofer, Witwe d.V. II Josef Weißensteiner
    1916 - 1937 Josef Weißensteiner Witwer d.V. II Maria Mahlknecht
    1937 - 1966 Josef Weißensteiner S.d.V. und Agnes Pichler
    1966 - 1989 Josef Weißensteiner, S.d.V. und Rauch Notburga
    1992 Peter Weißensteiner, S.d.V.